Wasserfall

26 Monde, Sternensagerin, Stamm des eisigen Windes, 001

Hier beim See auf das Wasser zu starren hatte Rehlicht in den letzten fünf Monden sehr geholfen. Es tat weh hier zu sein – unglaublich weh – doch hielt die es aus. Stumm saß sie an derselben Stelle. Tag ein, Tag aus und trauerte dem Leben ihrer Mentorin – ihrer Mutter – nach.
In ihren Gedanken ging die junge Sternensagerin all die Male durch, die Herzlicht sie mit zu diesem See genommen hat, ihr Dinge erklärt und gezeigt hatte oder sie beide einfach nur eine schöne Zeit miteinander verbracht hatten.
Die Erinnerungen an die viel zu schöne Vergangenheit trieben Rehlicht tränen in die Augen, welche sie mit aller Kraft unterdrücken wollte, es jedoch nicht schaffte. Stumm liefen sie slso die gepunkteten Wangen hinab, sammelten sich in einer kleinen Pfütze auf dem harten Untergrund.

Der Wasserfall dröhnte laut in ihren Ohren, ließ jedes Geräusch um sie herum verstummen und schloss die braune Katze so aus. Die Welt um sie herum existierte nicht mehr. Nur noch sie, ihre schmerzenden Gedanken und ihre weinende Spiegelung im Wasser des Sees. Eigentlich sollte es doch besser werden, oder? Niemand im Stamm schien der ehemaligen Sternensagerin so sehr nachzutrauern wie Rehlicht – aber wieso? War sie nicht geliebt und verehrt gewesen? Rehlicht hatte sie geliebt. Sie hatte sie geliebt wie die Mutter die sie für die junge Kätzin gewesen war. Und sonst? Sie war gerade einmal seit fünf Monden Tod, hatte man sie etwa schon vergessen?

Schwer zitternd Atmete Rehlicht tief ein. Sie hatte von der Großen Kralle ganze zwei Monde bekommen um über Herzlicht zu trauern, ohne ihrer neuen Sternensagerpflichten nachkommen zu müssen. Und nun? Nun hatte sie vor drei Monden ihr eigenes Sternenjunges erwählt. Jungkälte war ein kleiner Lichtblick für die gefleckte. Sie hoffte inständig, dass Jungkälte sie über Herzlichts Tod hinweg trösten könnte...

Erwähnt: Große Kralle, Herzlicht, Stamm, @Jungkälte
Angesprochen: -/-

26 Monde, Sternensagerin, Stamm des eisigen Windes, 002

Sie saß eine ganze Weile auf ein und demselben Fleck. Genauer gesagt den ganzen Tag.
Bereits kurz vor Sonnenhoch hatte sich Rehlicht auf diesen Platz gesetzt und auf das brausende Wasser gestarrt. Wie jeden Tag hatte sie keine Antwort auf Fragen bekommen, welche die Sternensagerin nicht kannte. Seufzend hob sie ihren Blick von ihrem eigenen Spiegelbild an und sah nach oben in den sich verdunkelnden Himmel. Überrascht blinzelte sie. Sonnenuntergang? War es wirklich schon so spät? Hatte sie wirklich den ganzen Tag an diesem Ort verbracht, ohne das es ihr oder einer anderen Katze aufgefallen war?
Sie musste sich um Jungkälte kümmern!

Sie sprang auf, nur um bloß Sekunden später wieder zusammen zu zucken. Ihre Glieder waren steif, ihr Rücken schmerzte. Das hatte sie nun davon. Rehlicht streckte sich. Ihre Gelenke knackten, ebenso ihr Rücke und einige andere Körperstellen. Anschließend schüttelte sich Rehlicht die Kälte aus dem Pelz. Ohne das sie es mitbekommen hatte, hatte es angefangen leicht zu nieseln. Ihre Schnurrhaare zuckten. Sie würde sich beeilen, wieder ins Lager zurück zu kehren.

Die braune Katze nickte sich selbst zu, tat einige gewagte Sprünge über die Felsen zu dem kleinen Weg hin, der sie ins Tal und somit in Richtung Lager bringen würde.
Einen letzten Blick wagte sie über ihre Schulter.
„Bis Morgen, Mutter.“

Erwähnt: @Jungkälte
Angesprochen: Herzlich (verstorben, NPC)